Vor 100 Jahren, im September 1915, fand inmitten des Ersten Weltkrieges in Zimmerwald, Schweiz, ein Treffen von knapp 40 linken Kriegsgegnern aus sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien verschiedener Länder Europas statt. Die von dem Schweizer Sozialdemokraten und Nationalrat Robert Grimm initiierte Tagung in der Nähe von Bern sollte Geschichte schreiben. Sie und das dort verabschiedete Manifest wurden zu einer wichtigen Keimzelle der internationalen kommunistischen Bewegung, nachdem zuvor die meisten Parteien der Sozialistischen Internationale dem Kriegskurs ihrer jeweiligen nationalen Staaten und Regierungen ihre Unterstützung erklärt hatten.
Stefan Heym hat die Zimmerwalder Konferenz, an der unter anderen die späteren russischen Revolutionsführer Lenin, Trotzki und Sinowjew sowie die niederländische Dichterin Henriëtte Roland Holst teilnahmen, in mehreren Kapiteln seines 1994 erschienenen Romans „Radek“ literarisch verarbeitet. Darin zeichnet er das politische Leben des Revolutionärs Karl Radek (1885-1939) nach, der maßgeblich an der Ausarbeitung des Zimmerwalder Manifestes mitwirkte. Der aus Polen stammende Politiker und Journalist war vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges für mehrere sozialdemokratische Tageszeitungen in Deutschland tätig gewesen und schloss sich später Lenins Bolschewiki an. Unter Stalin wurde er 1937 im Zuge der sogenannten Moskauer Prozesse als Anhänger Trotzkis vor Gericht gestellt und verurteilt. Erst knapp 50 Jahre nach seinem Tod in einem Arbeitslager wurde Karl Radek 1988 offiziell rehabilitiert.
Nähere Informationen zu 100 Jahre Zimmerwalder Konferenz im Internet unter www.zimmerwald1915.ch